Ferien im Atlantik

Nach drei Wochen nonstop Segeln hatten wir dringend Ferien nötig. Die Azoren sind dafür hervorragend geeignet, ich kann dieses kleine 9-teilige Inselreich inzwischen aus eigener (3/9-) Erfahrung von ganzem Herzen empfehlen.

Postkartensujet

Ferien mitten im Atlantik

Wer’s klimatisch gemässigt, grün und abwechslungsreich mag, mit viel Natur aller Art (saftige Wiesen, lauschige Wälder, rauhe Küsten, staubige Wüsten, steile Berge) und reicher geschichtlicher Vergangenheit (u.a. geprägt durch Spanier, Belgier, Portugiesen, Engländer, Amerikaner und Piraten); wer einem kühlen Bad im Atlantik oder einem heisses Bad in einer vulkanischen Therme nicht abgeneigt ist; und wer überdies kein Problem damit hat, dass auf jedem Foto eine Kirche zu sehen sein wird, der oder die ist hier bestens aufgehoben. Wem das immer noch nicht genug ist, der sei darauf hingewiesen, dass der Espresso („Kafi Express“) nur 60 Cent kostet. Bei 5 Espressi am Tag kann man damit (verglichen mit Schweizer Espresso-Preisen) schnell den ganzen Aufenthalt amortisieren!

Arbeit in luftiger Höhe

Dieser trainierte Affe flickt gerade das kaputte Decklicht

In Horta (auf der Insel Faial) gelandet, machen wir während der ersten zwei Tage erst mal Schiff und Mannschaft wieder klar.  Dabei stellt sich heraus, dass die grossen Herausforderungen für unsere Crew nicht unterwegs auf See zu finden sind, sondern an Land. Ich muss nämlich schon am 2. Tag verhindern, dass der Skipper meinen Crewkollegen in weitem Bogen von Bord wirft. Lorenzo (41-jähriger Italiener) hat zwar ein sonniges Gemüt aber dafür einen etwas ausgeprägten chaotisch-impulsiven Charakter (verteilt seine Kleider regelmässig zum Trocknen oder auslüften über’s ganze Boot; fragt lieber 3 Mal anstatt einmal nachzudenken; hat (natürlich) keine Uhr und ist regelmässig zu spät, geschweige denn in der Lage, sich selber zu wecken, z.B. für die Wache; kauft Food in grossen Mengen ein, ohne sich mit dem Rest der Crew abzusprechen; etc.) Es mag sein, dass dies Philippe, dem Skipper, dessen Stärke nicht unbedingt Geduld ist und der auch sonst eher eine Neigung zur Pedanterie hat, schon länger ein Dorn im Auge war. Beim gemeinsamen Abendessen am ersten Abend nach der Ankunft sind wir wohl alle etwas müde, ausser Lorenzo: der bestellt munter eine Flasche Wein nach der anderen (mit entsprechenden Auswirkungen auf seinen geistigen Zustand über die Zeit) und labert endlos ohne Punkt und Komma, bis Philippe schliesslich halb im Spass und halb im Ernst meint, er solle doch zur Abwechslung mal essen und Maul halten. Von da an ist die Stimmung irgendwie im Eimer, wir gehen zwar nach dem Znacht (mit Service-Super-GAU, siehe Fussnote [1]) noch gemeinsam eins trinken, aber irgendwie ist es da schon nur noch ein sich-aushalten; wie man sich vorstellen kann, super gemütlich für mich als dritten im Bunde.

Ein Bierchen in Ehren...

Da war die Welt noch in Ordnung

Jedenfalls verabschiedet sich Lorenzo dann später und kehrt erst in den frühen Morgenstunden zurück. Als Philippe und ich um 8 Uhr beim Frühstück sitzen und uns schon mal für die anstehende Boots-Aufräumerei und -Putzerei stärken, torkelt Lorenzo ohne viele Worte an uns und dem gedeckten Tisch vorbei und verschwindet irgendwo an Land. Wir denken erst, er ginge wohl eine rauchen, aber nach einer Viertelstunde ist er noch nicht zurück und nirgends zu sehen… So beginnen wir halt zu zweit mit der Putzerei und nach etwa zwei Stunden zeigt sich dann unser Signore in bester Laune, mit Taschen voller Zeug, unter anderem z.B. 3kg riesige Fava-Bohnen, gerade während wir auf den Knien das Deck zu Ende blank schrubben. Tja, da knallt’s dem Skippi halt den Hut von der Birne und die Nägel von den Zehen und es folgt eine etwas hitzige Auseinandersetzung mit sofortigem Schiffsverweis in bester Hire-and-Fire-Manier. Lorenzo macht daraufhin einen eher schwachen Konterzug, der auf dem Versuch einer Vermittlung von „nix verstan“ mit gleichzeitiger Darstellung totaler Unschuld basiert, weist gequälter Mine darauf hin, dass er halt morgens todmüde sei und unfähig zu denken bis nach dem ersten Kaffee und Zigarette, aber hey, kein Problem, er gehe, er habe auch schon ein anderes Boot ausfindig gemacht. Ich stehe daneben und das ganze kommt mir vor wie „E Löu, e blöde Siech, e Glünggi und e Sürmu“, während der Hinweis auf’s andere Boot dem Skipper endgültig den Rest gibt, denn da verpufft grad das letzte bisschen Glaube an Loyalität und Pflichtgefühl gegenüber dem Rest der Crew.

Fussgänger haben auch auf den Azoren Vortritt

Es geht wieder

Als nicht direkt beteiligter aber sehr wohl betroffener Dritter im Bunde (keine Lust, zu zweit nach Europa zu segeln und meine 7 Stunden Schlaf am Stück gegen 4 Stunden oder weniger zu tauschen) muss ich also nach allen Seiten hin kitten, kleben und pflastern. Nach zwei längeren Gesprächen mit beiden Parteien, den einen um Geduld und Nachsicht bittend, vom anderen etwas mehr Disziplin und Absprache (sprich: Teamarbeit) fordernd, kann ich schlussendlich eine zweite Chance für Lorenzo aushandeln, weil wir ja vorläufig ein paar Tage auf den Azoren bleiben und nicht gleich wieder auf grosse Fahrt gehen werden. Uffa.

Die nächsten paar Tage sind nach diesem Vorfall natürlich nicht unbedingt die von Heiterkeit geprägt, wie man sich vorstellen kann. Doch es zeigt sich, dass es geht, beide Seiten bemühen sich mehr oder weniger, und es herrscht zumindest ein einigermassen zivilisierter Umgang. Nach drei Tagen ist mir klar, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss, auch wenn sich diese Crew wohl nie bei „DRS3 macht es Büro uf“ anmelden und wohl nicht viel weiter als bis Gibraltar existieren wird; aber es gibt immerhin keine grösseren Probleme mehr.

Nachdem wir also in den ersten zwei Tagen die meisten gebrochenen und sonstwie kaputten Teile an Schiff und Crew ausgebessert, geflickt oder ersetzt haben, und sowohl innen wie aussen alles fein säuberlich geputzt wurde, können wir uns endlich der Erkundung der Inseln widmen.

Horta Hafenkunst 1

Hier gibt es keinen freien Quadratzentimeter mehr

Baligand forever

Auch wir sind nun verewigt

Horta auf Faial ist ein wunderschönes, etwas verschlafenes, kleines Städtchen, das wohl vor allem von den Seglern (und anderen Touristen) lebt. Die Marina von Horta ist der bevorzugte Landeplatz für alle Yachten, die entweder von Nordamerika oder den Bermudas aus oder (wie wir) direkt aus der Karibik den Atlantik überqueren. Das Café Peter Sport, welches direkt am Hafen liegt, hat vermutlich schon Tausenden von Seglern das erste Bier nach der langen Überfahrt ausgeschenkt (so im Übrigen auch uns). Im Laufe der Jahre haben viele Crews auf der Hafenmole, den Piers und anderen bepinselbaren Flächen in der Umgebung der Marina ein Erinnerungsbild an ihr Schiff und ihre Passage aufgemalt. Das Resultat ist eine riesige Freiluft-Galerie mit unterschiedlichsten Motiven. Die Latte ist ist ziemlich hoch gelegt: Man kann zwar hie und da noch einen einfach aufgepinselten Schiffsnamen entdecken, doch die meisten Arbeiten haben durchaus einen künstlerischen Anspruch. Die einen sind schlichte grafische Abbildungen typografischer Art, andere wiederum sind richtige Gemälde. Ich verbringe im Ganzen mehrere Stunden damit, mir alle Bilder anzuschauen, und merke dabei, dass die Marina recht weitläufig ist… Die Speicherkarte meiner Kamera ist nach diesem Rundgang um einiges voller, auch nach dem vierzigsten oder fünfzigsten Foto finde ich immer noch ein weiteres Bild, das mich auf eine neue Art fasziniert und anspricht (siehe spezielle Foto-Galerie). Natürlich kann ich es nicht lassen, auch von der Baligand eine Visitenkarte zu hinterlassen. Da ich nirgendwo Farbe in vernünftig kleinen Mengen auftreiben kann, muss ich schliesslich mit Duct-Tape, schwarzem Spray und einem Döschen Tippex auskommen. Das Resultat kann sich jedoch durchaus sehen lassen, meine ich (siehe beiliegendes Foto).

Faial's Caldera, mit Ozean im Hintergrund

Ein grosses Loch mitten in der Insel

Am dritten Tag nach unserer Ankunft auf Faial mieten wir ein Auto und erkunden zu dritt die Insel. Wir erwischen einen praktisch wolkenlosen Tag mit herrlicher Aussicht auf’s Meer. Und immer wieder bestaunen wir die unglaubliche Grünheit dieser Insel: richtiges, nordeuropäisches, sattes Dunkel- und Grasgrün, wie wir alle es seit Monaten nicht mehr gesehen haben! Nachdem wir den über 1000m hohen höchsten Punkt mit grandioser Sicht in den zentralen Krater (Caldera) gesehen haben, umrunden wir die Insel auf der Ringstrasse, welche durch zahlreiche kleine Dörfer, einige Nadelwälder, sowie über Felder, Wiesen und Bäche führt. Die Temperaturen sind sehr angenehm, doch hier ist erst Spätfrühling: Die meisten Blumen, u.a. die unendlich vielen Hortensien, die überall zu sehen sind (ein Charakteristikum aller Azoreninseln, aber vor allem von Faial), haben erst gerade angefangen zu blühen.

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Dos Capelinhos y un Suizo

Nachdem wir frisch gefangenen Fisch in einem Aussichtsrestaurant (das Tischgespräch verläuft immer noch etwas harzig, sprich: gar nicht) genossen haben erreichen wir schliesslich die „Dos Capelinhos“ an der Westseite der Insel. Hier entstand in den Jahren 1957-58 durch einen Vulkanausbruch eine Erweiterung der bestehenden Landmasse in Form einer Halbinsel. Der Kontrast zwischen dem aschgrauen sandigen neuen Land, welches auch nach über 50 Jahren immer noch kaum Spuren von Vegetation zeigt, und dem saftigen Grün der restlichen Insellandschaft ist eindrücklich, die Grenze verläuft messerscharf, wie mit dem Lineal gezogen. Faszinierend ist ausserdem der Leuchtturm, der ehemals auf einer Klippe stand, und nun, am Fuss der vulkanischen Halbinsel, verloren und um seine Funktion gebracht inmitten des aschgrauen Niemandslands steht. Wir erkunden das Gelände ausgiebig zu Fuss und besuchen auch das neu angelegte Besucherzentrum, welches dieses Naturereignis in einem sehr ansprechend konstruierten unterirdischen Bau dokumentiert. Anschliessend gönne ich mir im mollig warmen (schätzungsweise 16-18°C) Atlantik ein erfrischendes Bad, während sich der Rest der Crew ein am Strand stattfindendes Rallye zu Gemüte führt, und dabei gemeinsame Interessen entdeckt.

Kein Lüftchen

Wasser wie Öl

Tags drauf verlassen wir Faial, und fahren zwischen dem hoch aufragenden Kegelkrater des Pico (auf der gleichnamigen Insel) und dem langgezogenen vulkanischen Rücken São Jorge’s weiter Richtung Terceira. Es ist total windstill und die See ist wellenlos und ölig. Wir benutzen auf dieser zehnstündigen Überfahrt den Motor länger als auf der ganzen Transatlantik-Überquerung von St. Martin bis auf die Azoren!

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Die Kirchen von Angra

Auf Terceira liegen wir in der Marina von Angra do Heroismo. Diese Stadt ist zwar schon um einiges grösser als Horta, hat aber trotz zweier Kathedralen und schöner Architektur (und ihrem Status als UNESCO Welterbe) weniger Charme als letztere. Tags drauf mieten wir erneut ein Auto, um die Insel zu erkunden. Wir besuchen u.A. eine Käsefabrik und degustieren den lokal hergestellten Kuhmilchkäse (hier hat es überall Kühe, ich komme mir oftmals vor wie in der Schweiz), der sehr gut schmeckt. Auf dem Gipfel (auch hier gibt es eine Caldera) dringt die Sonne zum ersten mal durch die Wolkendecke. Wieder unten, ist die Sicht dann deutlich besser. Inspiriert von meinem gestrigen Schwumm, geniessen wir an diesem Tag zu dritt ein Bad in den Naturpools inmitten erstarrter Lava in Biscoitos am Nordende der Insel. Diese natürlichen Schwimmbecken werden kontinuerlich durch die atlantischen Brandung mit neuem Wasser versorgt, alle paar Minuten schwappt wieder eine grosse Welle vom Meer her über den Rand eines Pools und sorgt damit für Action…

Aussichtspunkt

Aussicht auf die Marble Mania Ebene

Auf der Weiterfahrt wird bald deutlich, dass sich diese Insel stark von Faial unterscheidet. Die Insel wird landwirtschaftlich viel intensiver genutzt (sagte ich schon, dass es viele Kühe hat?) und die ganze Kulturfläche ist durch unzählige dunkle Lavasteinmauern, wie ein riesiges verzerrtes Schachbrett, in unzählige kleine Anbauflächen und Weiden unterteilt. Tatsächlich kommt Lorenzo, als wir auf einem der zahlreichen Aussichtspunkte stehen und auf diese in den unterschiedlichsten grüntönen gekachelte Landschaft hinunterschauen, als erstes „Marble Mania“ in den Sinn… Ich muss grinsen, denn er hat absolut recht. Die Frage ist nur: Erinnert sich sonst noch jemand an dieses fantastische Spiel auf dem C64? Falls nicht: Google ist dein Freund (GIYF). Vergleiche nebenstehendes Bild mit Screenshots aus dem Internet!

Einen Tag später segeln wir über Nacht nach São Miguel, unserem letzten Ziel in den Azoren. Dies ist die touristisch am meisten erschlossene Insel mit dem internationalen Flughafen und die Hauptstadt Ponta Delgada, wo wir anlegen, ist (verhältnismässig) riesig. Plötzlich ist zweite Haus ist eine Boutique oder ein Restaurant. Wir sind definifiv zurück in der Zivilisation!

Valérie, Philippe, Le Chef, Martijn, Lorenzo

Crews united (Baligand + Antinéa)

In Ponta Delgada treffen wir auch auf Martijn (NED) und Valérie (FR). Sie sind ebenfalls von St. Martin aus gestartet und für mich keine unbekannten; ich hatte nämlich Valérie, die Skipperin, vor gut 4 Wochen in der Marina von Marigot um eine Mitfahrgelegenheit angefragt, allerdings nie eine Rückmeldung erhalten, und als ich kurz darauf schliesslich die Baligand fand, hatte ich alles wieder vergessen. Bezeichnenderweise haben die zwei dann auch mich erkannt und angsprochen und nicht umgekehrt, was für mich mal wieder eine klare Bestätigung meines hundsmiserablen Personengedächnisses ist (ich hoffe inständig, dass ich nach meiner Rückkehr noch irgend jemanden wieder erkenne). Jedenfalls unterhalten wir uns auf dem Dock und sie erzählen mir, dass sie fünf Tage vor uns losgefahren sind und drei Tage länger gebraucht haben für die Überfahrt, weil teilweise überhaupt kein Wind vorhanden war und sie oft den Motor brauchen mussten. Ich hatte also mit der Baligand definitiv das bessere Los gezogen! Kurz darauf stösst auch der Rest meiner Crew dazu, und weil man sich gut versteht (Valérie und Philippe können beide endlich wieder mal volle Kanne französisch reden und ihre Skippersorgen und -erfahrungen austauschen, Martijn und ich liegen ebenfalls auf der gleichen Wellenlänge, er hat ein Jahr lang als Tauchinstruktor in Costa Rica gearbeitet) beschliessen wir nach einem gemeinsamen Nachtessen kurzerhand, am nächsten Tag gemeinsam ein Auto zu mieten.

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Martijn mag Cozido

São Miguel ist die grösste aller Azoreninseln und lässt sich deshalb nicht in einem Tag besichtigen, wie die meisten anderen. Wir beschliessen deshalb, nur den Ostteil der Insel zu befahren. Das Wetter ist uns leider nicht sehr hold an diesem Tag – auf dem Gipfel der westlichen Caldera ist die Wolkenschicht so dick, dass man zeitweise auf der Strasse nicht weiter als 30m sieht und später fängt es dann auch noch an zu regnen. Mit der fantastischen Aussicht auf die zwei Sete Cidades Seen ist jedenfalls nix, und damit war der erste (wörtliche) Höhepunkt schon mal ein Flop. Wir fahren also auf der anderen Seite wieder runter und aus der dicksten Suppe raus und weiter nach Osten. Sao Miguel hat einige vulkanisch recht aktive Zonen, wo kochendes Wasser aus dem Boden tritt, so unter anderem in Furnas. Nach einer kleinen Wanderung vom Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes bis zu den heissen Quellen (unterwegs komme ich mir vor, wie in der Schweiz: saftige Wiesen, Nadelwälder, grasende Kühe, Bergsee) können wir gleich noch eine weitere Spezialität des Ortes betrachten: Die Dorfbewohner vergraben nämlich Packen mit Fleisch und Gemüse ca. 1m tief im Boden  (nein, es handelt sich nicht um Eichhörnchen) und garen so das Essen in der heissen Erde. Das Resultat heisst Cozido, lässt sich z.B. im Restaurant „Tony’s“ geniessen und schmeckt vorzüglich (siehe Bild). Anschliessend steht auch auf dieser 3. Inseltour baden auf dem Programm, allerdings diesmal nicht im Atlantik, sondern im Thermalbad. Das Wasser ist stark eisenhaltig und rostbraun, mit einer Temperatur von ca. 35°C. Mir ist das natürlich nach 5 Minuten viel zu heiss, aber Martijn, der noch nie in einem Thermalbad war, bleibt für eine geschlagene Stunde drin sitzen. Ahrgh? Der Mann war wohl mal ein Hummer im Kochtopf in einem früheren Leben.

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Ileana und Judith wissen wie man Seefahrer bewirtet

Auf dem Heimweg besuchen wir dann noch eine Bekannte von Lorenzo’s Mutter. Ileana wohnt seit Jahrzehnten auf den Azoren und zusammen mit ihrer amerikanischen Freundin Judith bewirtet sie uns fürstlich mit Kaffee, lokalem Süssgebäck, azorischem Wein und schlussendlich noch selbstgemachter Pizza, so dass wir am Schluss für gut 2  Stunden anstatt der geplanten halben Stunde sitzen bleiben… Die beiden älteren Frauen hatten wohl schon lange keinen Besuch mehr, sie tischen uns eine Anekdote nach der anderen auf. Als wir schliesslich aufbrechen, kriegen wir noch einen Mozarella, frischen Basilikum und eine Handvoll frischen Rosmarin in die Hände gedrückt. Proviant für die Überfahrt nach Europa!

Tags drauf heisst es „Leinen Los!“ in Ponto Delgado und wir setzen Kurs auf Gibraltar. Doch davon berichte ich später…

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Worst Restaurant ever

Kabam Todos? No Grazie!

[1] Chronologie der Ereignisse: 0) Wir betreten ein leeres Restaurant mit hübsch gedeckten Tischen und ansprechender Menukarte. 1) Bei der Bestellung hört der Kellner leider nicht dem Bestellenden zu, sondern ist extrem abgelenkt, schaut woanders hin, und macht ein paar Scherze mit seinem Kollegen in der Küche. Er muss 2x nachfragen, wer denn nun was bestellt habe. 3) Eine von drei Vorspeisen kommt, die anderen leider nicht. Auch nach weiteren 10 Minuten nicht. 4) Auf Nachfrage, wo denn die anderen Vorspeisen seien, sagt der Kellner, dass gemäss seinen Notizen nur noch eine fehle (d.h. die dritte ging verloren). Diese brauche aber noch ca. 15 Minuten, weil die Zubereitung länger dauere als für die bereits servierte. „Äh, Timing in der Küche?“ merken wir an, worauf sich der Kellner persönlich angegriffen fühlt und nochmal darauf hinweist, dass die eine Zubereitung halt länger dauere als die andere! 5) Schon bald kommen die Hauptgänge, immerhin gemeinsam innerhalb von 5 Minuten. 6) Da war doch noch was? Ah ja, die Vorspeise, die „länger dauert“. Kommt kurz nach den Hauptgängen. 7) Als Ausgleich für die Verspätung schüttet der Kellner diese beim Servieren Philippe über die Hosen (mmh, Moules au Pantalon). 8) Als wir mit dem Hauptgang beinahe fertig sind, kommt doch noch eine 3. Vorspeise (wir verzichten dankend). 9) Wir denken, dass heute wohl nicht ganz unser Tag ist, aber dann stellen wir fest, dass am Nebentisch drei falsche Gerichte serviert werden und eines fehlt. 10) Die Rechnung enthält natürlich 3 Vorspeisen. 11) Das Essen (d.h. die Zubereitung) war tadellos.