Can you Belize it?

Reparation?

Würdest du dein Velo von diesem Mech reparieren lassen?

Und schon wieder eine Woche vorbei. Belize, verschwindet bereits im Rückspiegel. Eigentlich wollte ich ja ziemlich rasch durch das Ländle rauschen, aber es sind dann doch einige Tage mehr geworden als geplant…

[6.3. – 13.3.] Belize, wienomeh? Das ist dieses kleine Land an der Karibik-Küste, eingeklemmt zwischen Mexiko und Gutemala, mit nur 300’000 Einwohnern, welche aber aus vielen verschiedenen Kulturen zusammengemischt sind. Liebe zirka-50-Prozent ältere Leser: Wisst, dass dieses Land nicht mehr „Britisch Honduras“ heisst, nein, es ist de facto seit 1973 unabhängig (weltweit anerkannt, ausser von Guatemala, das immer noch Territorialsnsprüche geltend macht). Die gute Queen Mary ist jedoch immer noch auf den Banknoten präsent, und es bleibt ein Fakt, dass  Belize das einzige zentralamerikanische Land mit einer britischen Kolonialvergangenheit und damit auch das einzige mittelamerikanische Land mit Englisch als offizieller Sprache ist (which comes in very handy, for the poorly Spanish speaking among us, the author thought to himself). Die meisten Belizianer (ausser die Maya und Mestizos, vermutlich) sehen sich kulturell näher an den karibischen Nationen und nicht als Zentralamerikaner. Das wird auch gerne überall wieder betont und wird am deutlichsten am Kréol, einer Art „kaputtem“ Englisch, das in der Karibik sehr verbreitet ist, und das in Belize von sehr vielen als Muttersprache gesprochen wird. Beim Zuhören meint man erst immer, dass Englisch gesprochen wird, allerdings versteht man kein Wort. So geht es wohl den Hamburgern in der Schweiz.
Masken-Tempel

Masken-Tempel in Lamanai

Item, wo war ich? Ich komme also von Mexiko (im Norden) nach Belize, und verbringe erst mal 2 Tage in Orange Walk im nördlichen Belize. Hier mache ich einen Ausflug nach Lamanai, einer Maya-Stadt, die tatsächlich bis um ca. 1700 überlebt hat und sowohl mit den Engländern wie auch mit den Spaniern noch kontakt hatte (dokumentiert durch spanische Kirchen und eine englische Zuckermühle). Dies macht Lamanai recht einzigartig, da so ziemlich alle anderen grossen Maya-Stätten um 850-950 mehr oder weniger gleichzeitig untergingen und verlassen wurden. Tatsächlich vermutet man, dass auf dem Gebiet des heutigen Belize mal 2 Mio. Maya gelebt haben (vergleiche zu den 300’000 Einwohnern heute). Abgesehen von dieser tollen Geschichte, ist Lamanai nicht der riesen Brüller. Steinhaufen halt. Aber im Gegensatz zu Tulum in Mexiko gibt es hier jetzt schon mal erste Steinmetz-Arbeiten zu bewundern (siehe Bild rechts). Was mich aber zum ersten Mal beeindruckt (und noch viele Male mehr beeindrucken wird) ist, dass nur sehr wenige Gebäude/Pyramiden ausgebuddelt wurden. Hunderte bleiben unter Erde und Dschungel verborgen, weil erstens die finanziellen Ressourcen nicht da sind, um sie freizulegen und zweitens die Archäologen meistens nach 4 Jahren oder so weiter ziehen, weil sie glauben alles wichtige Herausgefunden zu haben. Man sieht also an diesen Orten immer Dutzende von überwachsenen Hügeln und weiss: da steckt noch was drunter! Mindestens ebenso spannend wie die Ruinen (wenn nicht spannender) war die 2-stündige Bootsfahrt hin und wieder zurück auf dem Lamanai-River. Hier gab’s unzählige Vögel, Krokodile, Affen, Iguanas usw. zu sehen, und zwar sehr gut, weil wir nur zu dritt in einem kleinen Bötchen waren und der Guide ständig angehalten hat, um uns was aus der Nähe zu zeigen. Very nice!

In der Nähe von Belize City

Ein paar Pelikane, malerisch auf Kabeln drapiert

In Orange Walk wohne ich übrigens in einem japanischen Hotel, das einem Taiwanesen gehört. Äh? Tolles Zimmer habe ich, direkt auf die Strasse, wo wie immer um 5.30 oder spätestens um 6 Uhr der Verkehr voll einsetzt, aber nach meiner Woche auf der Autobahn in Mexiko stresst mich das gar nicht mehr. Im Prinzip. Weil’s aber so ein praktischer Wecker ist (mein Handy ist tot) stehe ich jeweils um 6.30 auf, man gönnt sich ja sonst nix, und „early bird catches the worm“, das kennt man ja. Apropos Chinese (der Taiwanese mag diese Überleitung sicher nicht): Es gibt in ganz Belize wohl keinen einzigen Supermarkt, der nicht von einer chinesischen Familie geführt wäre. Und dabei können die meisten weder Spanisch noch Englisch noch Kréol.

Ich kätsche dann auf jeden Fall dann mal den Bus in die Hauptstadt: Belize City. Übrigens: Belize wird mit stummem „e“ am Schluss gesprochen, also „Beliiiiis“, und so wird unter den Einheimischen auch die Hauptstadt genannt, was natürlich toll ist, weil man dann dem Busfahrer sagen kann „to Beliiiis“ obwohl man schon da ist, haha! Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen, diese Stadt Ansammlung von total uncharmanten Hütten ohne einen einzigen gemütlichen Ort kann man von mir aus nämlich gleich im Meer versenken und ich bin sicher, keiner würde eine Träne weinen. Ich habe in meinen 4 Stunden Aufenthalt (zwischen zwei Bussen)  nichts gesehen, was mich interessiert hätte, ausser einem Stöpsel für’s Lavabo, damit ich Handwäsche machen kann, den ich dann prompt auch gekauft habe.

Einstieg

Einstieg zur ATM-Höhle

Ich lasse dann die nördlichen Cayes („Kiiis“) links liegen, dazu später noch mehr, und biege scharf nach rechts Richtung Westen weg, und fahre bis nach San Ignacio, das natürlich auch nicht so genannt wird, sondern „Cayo“, was einerseits erklärbar ist, weil es die Hauptstadt des „Cayo“ Destrikts ist, andererseits auch hier minim verwirrend, weil „Cayo“ Insel heisst und es davon jede Menge gibt (im Meer), aber im Westen ist nix mit Meer, da gibt’s nur Hügel. Ich fahre also nach Cayo, und kriege zur Abwechslung mal ein richtig gutes Hotel: günstig, eigener Balkon, schön eingerichtetes Zimmer, kein TV und anderer öder Schnickschnack, freundliche Besitzer, kurz: Ein Preis/Leistungsverhältnis deutlich unter 1 (was gut ist, denn dieser Wert sollte gegen 0 streben, Msä, sind wir uns da einig?). Aber ich bin ja nicht wegen des Hotels nach San Ignacio gefahren, sondern wegen der tollen Höhlen, die es hier gibt. Klingelt’s? Ja genau, wir sind immer noch auf dieser Karst-Platte, die schon in Mexiko Anlass gab zu endlosem begeistertem Geschwafel, hier hat’s einfach kein Meerwasser mehr drin, aber Höhle gibt’s noch viel.

Töpfe

Ein paar kaputte Töpfe, mit viel Maya-Style zerbrochen

Ich will die berühmte ATM (Actun Tunichil Muknal) Höhle besuchen, ein absolutes „must“ wie so ziemlich jeder der 5 Reiseführer, die ich im Akihito-Hotel in Orange-Walk studiert habe, meint. Start um 9 Uhr morgens, eine Stunde hinfahrt. Mit dabei ist auch eine Gruppe Newage-Hippies, juhu. 3 esterische Mädels im Alter von 20-65, die eine der drei ist echt zuviel für mich, die kommt grad von einem zweimonatigen Transesoterikastraltunnelingauradingskurs in Guatemala und ist voll auf Maya-Mystik eingestellt. Wenn der Führer (ohne Schnauz) Erklärungen von sich gibt, schliesst sie die Augen und macht so komische wellenförmige Bewegungen mit den Armen und Händen, wohl um sich in das transzendentale Maya-Feld einzuwählen. Zum Glück werden die 3 von einem total non-esoterischen Spanier begleitet; mit Jorge finde ich sofort den Draht.

Schädel

Er hat es leider nicht wieder raus geschafft...

Wir steigen also in die Höhle ein, und ich merke schon bald, dass das nicht wirklich das ist, was ich mir vorgestellt habe. Die Höhle ist nicht wirklich schwierig zu begehen. Man watet zwar meistens hüfttief im Wasser und muss ab und zu mal über einen Stein klettern, aber im Prizip ist es ein Spaziergang (was auch die vielen Gruppen vor und hinter uns, mit dicken Amerikanern und 70-jährigen Grosis bestätigen; die Reiseführer haben jedoch von „mittel-anspruchsvoll“ gesprochen, was ich wohl in Zukunft so lesen muss,  dass Touren von diesem Schwierigkeitsgrad nicht Rollstuhlgängig sind). Ich übe mich also in der Kunst der Adaption und des Mind-Transforming: Anstatt anspruchsvolle Höhlen-Kletterei gibt es halt eine mystische Einführung in die Spiritualität der Maya. Man muss sagen, dass die Höhle dafür durchaus geeignet ist, sie ist eine wahre Maya-Kirche: Hier wurden während jahrhunterten Rituale abgehalten und es war ein absolut heiliger Platz. Überall gibt es originale Maya-Artefakte, meistens Töpfe und Schalen, die rituell zerbrochen und nach einem bestimmten System verteilt wurden.

Skelett

...und sie auch nicht.

Im hinteren Teil der Höhle, den wir nach ca. 1.5 Stunden erreichen, gibt es auch Überbleibsel von menschlichen Opfern: insgesesamt wurden 14 Skelette entdeckt, die immer noch da sind, von Kindern über junge Frauen bis zu erwachsenen Männern. Es ist unklar, ob diese Opfer sich freiwillig dem Ritual unterzogen haben (die Kinder sicher nicht), Indizien an dieser und an anderen Stätten sprechen jedoch dafür, dass zumindest einige davon ihr Schicksal akzeptiert haben (so haben sich z.B. einige Opfer selber eingemauert und sind dann, nachdem der Zugang sauber von innen zugepflastert wurde, erstickt). Das alles ist natürlich sehr interessant, und unser Guide, selber ein Maya-Abkömmling, gibt sich alle Mühe uns das alles äusserst detailliert und ansprechend interpretiert darzubieten. Ein wenig Enttäuschung über die verpasste Gelegenheit, eine echte Höhlenbegehung zu machen, bleibt jedoch zurück.

Stühle

Wohnzimmer à la caraïbe

Nach einem gemütlichen Abend mit Jorge und ein, zwei, drei Bieren besuche ich am nächsten Tag noch Xunantunich, eine Maya-Siedlung in der Nähe von Cayo, und reise dann am drauffolgenden Tag weiter Richtung Süden. Die letzen zwei Tage in Belize verbringe ich auf Tobacco Caye, einer kleinen Insel, einige Kilometer vor der Küste Belizes, die direkt auf dem vorgelagerten Barrier-Riff liegt, welches übrigens das weltweit zweitgrösste ist, gleich nach dem GBR in Australien. Hier geniesse ich Schnorchlerei (das Riff liegt gleich vor der Haustüre), Lesen (I love my Kindle) in der Hängematte meiner direkt am Strand gelegenen Cabaña und das süsse Nichtstun. Die Hoffnung, einige der seltenen Manatees (Seekühe), von denen es in Belize noch recht viele gibt, zu sehen, erfüllt sich aber leider nicht. Dafür sehe ich am Riff und in den grossen Seegrasfeldern unzählige Engelsrochen, grosse Stachelrochen, kleine Stachelrochen,  Barrakudas, Tarpons, riesige Einsiedlerkrebse, und das übliche Gesocks: Kofferfische, Flöten- und Trompetenfische, Nadelfische, Kaiserfische, Muränen, Strahlenfeuerfische usw. usf. Nach zwei äusserst erholsamen Tagen geht’s mit Boot, Bus und schon wieder Boot via Dangriga und Punta Gorda weiter an die guatemaltekische Karibikküste, erster Halt: Livingston.

Mehr gibt’s dann wieder in ca. einem Monat, cuando Guatemala se termina. Hasta luego, compañeros y compañeras!

Tauchen im Dschungel

Mexico ist passé! Das hier schreibe ich schon aus Belize.

Montag, 28. Februar: EVROPA adé, TERRA NOVA ahoi! Abflug Zürich um 10.45, Ankunft Cancun um 17.55 Ortszeit, danach Bus nach Playa-del-Carmen und weiter nach Tulum, Ankunft Tulum: 22:30 Ortszeit. Einchecken in die Jugi (da ich mein geplantes Hotel in der Dunkelheit nicht finden kann). Diese liegt gleich neben der Bushaltestelle an der Durchgangsstrasse und ich kriege dort ein tolles Bett mitten auf der Autobahn (zumindest hört es sich so an). Aber egal, da ich mich eh‘ ziemlich gerädert fühle, passt das bestens zusammen. Anschliessend darf ich mich zum ersten Mal mit (welt)reisephilosophischen Fragen auseinandersetzen: Soll man den Rucksack auf geringes Packmass optimiert packen (d.h. alle Lücken füllen) oder so, dass das häufig benötigte Zeug oben ist (verhindert Auslegeordnung zu später Stunde, dafür fehlt unten Stopfmaterial)? Ich tippe ab sofort auf zwo (ist ja logisch), mein dusseliger Einpacker in Zürich setzte allerdings auf Pferd numero uno. Wie oft muss ich das Zeug wohl noch (um)packen, bis ich weiss wie’s am besten geht?

Tulum Ruinas - El Castillo

"El Castillo" überblickt das karibische Meer

Dienstag: Da ich mich für die anstehende Taucherei erst um 1 Uhr auf der Basis verabreded habe, und wegen Jetlag schon um 6 Uhr wach bin, schaue ich mir erst mal die lokalen Maya-Ruinen an (siehe links). Das Timing ist perfekt, um 8 Uhr will die nämlich noch fast niemand sehen, während sie am Nachmittag jeweils die Touristen-Cars vor dem Eingang kreuzweise stapeln müssen. Fazit: Sehr malerisch gelegene Steinhaufen. Etwas später in der Tauchbasis ist’s dann etwas weniger malerisch: Die haben nämlich meine Ankunft verschusselt und mich um 9 Uhr morgens erwartet – als ich nicht auftauchte (weil ich zu diesem Zeitpunkt mit kontemplativer Betrachtung von jahrhundertealten Steinhaufen beschäftigt war), haben sie erst mal geflucht und sind dann ohne mich gefahren. Das erfahre ich allerdings erst nach etwa 2h Wartezeit vor der Tauchbasis, weil da keiner ist (ausser dem mexikanischen Zimmermädchen des anliegenden Hotels, das mir immerhin einen Stuhl im Schatten anbietet). Tja, Tauchen gibt’s drum halt erst morgen.

Cenote Calavera

Huch, ein Loch im Boden?

Mittwoch bis Samstag: Was folgt, ist die geilste Taucherfahrung in meinem Leben. Yepp, ich schwör’s. 500 TG habe ich gebraucht, um endlich hier hin zu kommen. Ich habe Walhaien die Flosse geschüttelt, zahllosen Mantas ins Auge geschaut, Pigmy-Seepferdchen gesucht, gegen mörderische Strömungen gepaddelt, abgesoffene Fähren durchtaucht, usw. usf.,  aber nichts (ok, der Flamboyant Cuttlefish-Blauring-Octopus-Mimicry-Octopus-all-in-one-TG auf den Philippinen ausgenommen) kommt an’s Cenote-Tauchen ran. Insgesamt 8  Mal tauche ich an den folgenden 4 Tagen in verschiedenen Cenoten, das sind die Eingangsbereiche zu einem riesigen Karst-Höhlensystem, das die Halbinsel Yucatán kilometerweit durchzieht. Die Höhlen sind oben mit Süsswasser und – ab ca. 16m – unten mit Salzwasser gefüllt, was einen tollen optischen Effekt gibt, wenn man durch diese Schicht hindurch taucht: es ist wie wenn man in Fotoshop den Filter „Milchglas“ auf ein Bild anwendet. Blickt man über die Schicht hinweg, so erscheint die Trennschicht wie die vom Wind ganz leicht gekräuselte Wasseroberfläche eines Sees.  Das Wasser ist so klar (Sichtweite >150m), dass man das Gefühl hat, durch die Luft zu schweben. In den Höhlen hat es wunderschöne Tropfstein-Formationen und die Sicht gegen das Sonnenlicht, das immer irgenwo einfällt, ist atemberaubend. Abgestorbene Bäume, die durch die Einstiege hineingefallen sind, sorgen für märchenhafte Szenerien. Es gibt riesige Hallen, die man tauchend einfach durchschweben kann, usw. usf. blah blah (liest überhaupt noch jemand mit?) ich erspar‘ euch den Rest des begeisterten Gebrabbels. Da ich keine Unterwasserkamera habe, gibt es leider keine Bilder dazu. Als Ersatz muss das hier genügen (Hättest du es gemerkt: Dieses Bild kommt auch in der Liste, wurde aber nicht in einer Cenote gemacht). Rechts noch ein Beispielbild für einen Cenote-Einstieg (beim extremsten, „The Pit“, den ich leider nicht fotografieren konnte, haben wir den ganzen Tauchkarsumpel ca. 1/2 km durch den Dschungel geschleppt und dann noch 5m abgeseilt. Bei vielen Cenotes kann aber auch fast neben dem Einstieg parkiert werden).

That’s it, Dive-Money aufgebraucht!